Ein Kessel Störe – Ausfahrt nach Löbejün

2019 sollte es neben den traditionellen Events nach längerer Pause wieder einmal eine Vereinsausfahrt geben. Im Pfingstlager wurden die Ziele diskutiert und bald war man sich einig: Dieses Jahr fährt der ATH zu den Bergbau-Kesseln im Sachsen-Anhaltinischen Löbejün.

In Löbejün wurde vom 16. bis Ende des 20. Jahrhunderts das rötliche Vulkangestein Porphyr abgebaut. Viele Bauwerke im Ortskern dokumentieren die Nutzung des Gesteins. Nachdem der Bergbau in den insgesamt drei Gruben erschöpft war, liefen sie mit Wasser voll – und sind heute, auch Dank der Sichtweiten von mehr als zehn Metern, einer der beliebtesten Tauchspots in Ostdeutschland. Grund genug, hier mal ein Wochenende lang abzutauchen. 

Etwas Recherche und ein paar Telefonate später steht auch schon das Programm. Eine Unterkunft wird gebucht, Fahrgemeinschaften gebildet und ein Kleinbus gemietet – und so machen sch am 23. August zwölf ATH-Taucher auf den Weg via Magdeburg Richtung Halle.

Obwohl der Basisbetrieb (www.taucherkessel.com) um 18:00 Uhr schließt, hat Betreiber Klaus ein Nachsehen mit unserer staureichen Anfahrt und lässt uns noch ins Wasser. Im „Kessel 1“ begegnen wir schon beim Abtauchen einem der legendären Störe. Die anmutigen Fische wurden hier ausgesetzt und fühlen sich in dem Habitat sichtbar wohl. Wir umrunden den Kessel einmal komplett. Bei einer Durchschnittstiefe von zwölf Metern benötigt man dafür etwa 40 Minuten. Am Grund entdecken wir Fahrgestelle alter Loren, die einst das Gestein transportiert haben. Auch teilweise noch gefüllte Schütten, Kabelrollen und Rohrleitungen erzählen aus der Zeit des Tagebaus. Zu unserer Linken massive Steilwände. Die Orientierung ist denkbar einfach: man taucht einfach 360° bis man wieder am Einstieg ankommt. Am nächsten Morgen wiederholen wir den Parcours – in entgegengesetzter Richtung. Hier findet sich mit 18 Metern auch die tiefste Stelle (je nach Wasserstand). Auf einem Plateau steht ein Pumpenhäuschen. Darüber begegnen wir einem großen Karpfen-Pärchen. Wir tauchen wieder ab, ein kapitaler Hecht lässt sich von unserer Anwesenheit nicht irritieren. Auf dem nächsten Plateau warten wieder die Störe. Drei Tiere schwimmen seelenruhig unter uns und lassen sich ausgiebig beobachten. Ein tolles Erlebnis.

Am zweiten Tag widmen wir uns den weiteren Seen. „Kessel 3“ wartet vor allem mit spannenden Bergbau-Artefakten auf. Wir entdecken zahlreiche Loren und mit Gestein gefüllte Schütten, die wie gestern abgestellt wirken. Das Highlight dieses Kessels ist sicher das Schienensystem. Es mündet in einem Drehkreuz, vor dem diverse Loren stehen. Taucher machen sich einen Spaß daraus, die Loren immer wieder über die Gleise zu schieben. Kurz daneben befindet sich noch eine Meisterbude, die von der Tür zum Fenster durchtaucht werden kann.

Vom schwierigen Abstieg zum „Kessel 2“ hört man immer wieder. So schlimm fanden wir es nicht. Ein Weg mit Seil-Sicherung und Steinstufen ist durchaus zu bewältigen. Dieser Kessel wirkt insgesamt unberührter. Zahlreiche Rohrleitungen, Loren, Schienenstränge und ein Schienen-Fahrgestell erzählen vom einstigen Betrieb. Nennenswerten Fischreichtum konnten wir hier nicht feststellen. Doch wie in allen Kesseln begegnen wir auch hier teils recht großen galizischen Flusskrebsen.

Abends saßen wir wieder in unserer gemütlichen italienischen Casa, die ihren Charme bei 30°C voll entfalten konnte. Ciccio und sein Team haben hier wirklich ein tolles mediterranes Ambiente geschaffen (www.pizzeria-ciccio.de/pension.html). Wir haben uns sehr wohl gefühlt – und verabschieden uns am Sonntag nach zwei Abschluss-Tauchgängen aus diesem gelungenen Wochenende.